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Im Museum des Landes Glarus in Näfels lagern heute etwa eine halbe Million Fotografien der Glarner Fotografenfamilie Schönwetter aus der Zeit zwischen 1899–1994.

Der 1875 geborene Deutsche Johann Baptist Niklaus Schönwetter († 1954) kam nach seiner Fotografenausbildung in Bayern nach Glarus. 1903 übernahm er mit seiner Frau Rosa Schönwetter-Elmer das Fotogeschäft von Joachim Knobel in Glarus. 32 Jahre später übernahm der Sohn Hans Jakob (1906-1997) das mittlerweile grössere «Photohaus».
Das Fotofachgeschäft Schönwetter besteht heute noch, ist jedoch nicht mehr im Familienbesitz. Das umfangreiche Archiv wurde 1996 als Schenkung von Frau Elsa Schönwetter-Müller (Frau von Hans Jakob) dem Kanton Glarus übergeben.

Das Archiv wurde seit Beginn nicht systematisch nach Themen oder Daten geordnet, stattdessen erhielt jeder eingehende Auftrag fortlaufend eine Nummer. Die Schachteln, in denen die Fotografien, Glasplatten, Negative und Postkarten aufbewahrt wurden, erhielten eine zusammenfassende Inhaltsangabe. Zum Teil sind auch mehrere Ereignisse aus demselben Zeitraum in einer Schachtel archiviert. Dadurch ist es gut möglich, dass es Schachteln gibt, in denen thematisch ganz unterschiedliche Ereignisse zusammenkommen.

Seit 1997 wird das Archiv der Fotografenfamilie Schönwetter original geordnet im Archiv des Museum des Landes Glarus aufbewahrt. Ein Teil des Bestandes, ungefähr die Hälfte, wurde in den letzten zehn Jahren katalogisiert. Man versuchte dabei, die Bestandesliste thematisch zu ordnen. Leider gingen diese elektronischen Daten im Laufe der Zeit verloren und so ist heute nur eine physische Version dieser Liste vorhanden.

Die schätzungsweise 500‘000 Glasplatten, Negative, Abzüge und Postkarten sind in etwa 3‘000 Schachteln untergebracht. Die Schönwetters waren als Dorffotografen im ganzen Kanton tätig. Darum bilden die Themenschwerpunkte nebst Auftragsarbeiten für die Industrie (z.B. Textilindustrie, Kraftwerk Linth-Limmern, Eternit, Maschinenfabrik Netstal) auch Anlässe im gesamten Kanton (z.B. Landsgemeinden, Turnvereine, Sportanlässe, Hochzeiten, usw.) sowie freiere Aufnahmen von Landschaften und Ortsbildern.
Zeitlich umfasst das Archiv Schönwetter etwa 100 Jahre Glarner Geschichte. Aufnahmen bis etwa 1930 stammen vor allem von Johann Baptist Niklaus Schönwetter-Elmer, solche ab etwa 1950 von Hans Jakob Schönwetter. Aus dem Zeitraum dazwischen stammen die vorhandenen Fotografien von beiden Fotografen.

Im Jahr 2000 eröffnete Dr. Jürg Davatz, der damalige Museumsleiter, die Ausstellung «Foto Schönwetter Glarus» im Freulerpalast in Näfels. Eine kleine Auswahl von etwa 100 Bildern wurde zusätzlich in einem Buch veröffentlicht.

Seit diesem Zeitpunkt liegt das Schaffen der Fotografenfamilie wieder still – für allfällige Anfragen werden projektbezogen einzelne Bilder digital aufbereitet und katalogisiert. Das qualitativ hochwertige Fotomaterial, welches ein Stück Schweizer Landesgeschichte dokumentiert, liegt im Archiv wie es vor 100 Jahren abgelegt wurde. Das Museum versucht es so gut wie möglich aufzubewahren doch leider fehlt es an Geldern und so ist es sehr schwierig, das Fotomaterial fachgerecht zu archivieren. Daher ist es gut möglich, dass das Archiv früher oder später im Staub der Geschichte versinkt.

Das Archiv soll den heutigen Generationen gezeigt werden oder zumindest so aufbereitet werden, damit es nicht verloren geht.

Diese Arbeit soll die Qualität und die Quantität des Archivs Schönwetter aufzeigen. Dazu wurde in einem ersten Schritt eine Bestandsliste aller vorhandenen Schachtelbeschriftungen von Grund auf neu erstellt und anschliessend in ein neues Ordnungssystem mit acht Themenschwerpunkten (Gewerbe/Industrie, Ort/Gebiet, Natur, Gesellschaftliche Anlässe/Vereine, Politik, Öffentliche Institutionen, Religion, ? [Diverses] ) gebracht. Jede Schachtel erhielt eine eindeutige 7-stellige Nummer, welche sich aus der Position der Schachtel im Archiv wie folgt zusammensetzt. Wir wählten jeweils exemplarisch eine oder mehrere Schachteln aus jedem der acht Themenschwerpunkte (unter Berücksichtigung einer Variation an Jahresangaben) aus und bereiteten diese digital auf.

Die Selektion zeigt eine kleine, subjektive, aber trotzdem möglichst umfassende Auswahl an Bildern des Schönwetter-Archivs. Jede Schachtel verbirgt Überraschungsmomente. Uns ging es darum, diese Momente für den Betrachter spürbar zu machen. Dabei liegt der Fokus auf ausdrucksstarken Aufnahmen und interessanten Bildkompositionen. Diese Fotostrecke soll durch neue Zusammenstellungen über die Kategorisierung hinaus einen subjektiven Blick auf das Archiv zeigen. Sie soll nicht nur eine adäquate Aufbereitung von geschichtsdokumentarischem Material sein. Die Anordnung der Bilder überlässt es dem Betrachter, Zusammenhänge zu entdecken. Er soll stöbern, suchen und vergleichen – sich inspirieren und überraschen lassen.

Der Index besteht aus der Bestandsliste von drei Fünfteln des Archivs (Regal Nr. 23-25). In diesem Katalog sind die dazugehörigen Fotografien eingebettet, sodass keine Unterbrechung der Auflistung entsteht. Die Gestaltung verstärkt den Eindruck, dass die enorme Menge an Schachteln bzw. Bildern im Archiv erdrückend ist und überfordern kann.

Diese Website bietet die Möglichkeit, sich mit dem Archiv auseinandersetzen zu können, sich darin zu vertiefen und eventuell eine weitere Arbeit in Betracht zu ziehen.